Ziegelei Areal Dättnau, 1. Preis

2024 – 2025
Brickworks Dättnau, 1st prize
  • Bauherrschaft Client
    Keller AG Ziegeleien
  • Typ Type
    Neubau, Wohnen New Construction, Residential
  • Ort Location
    Dättnau
  • Stand Status
    Wettbewerb Competition

Die Landschaft im Dättnauer Tal ist geprägt durch die Spuren der intensiven Urbarmachung und Erschließung der Tonvorkommen für die Ziegelherstellung.

Die Verwendung von Lehm als Baustoff ist tief in der Geschichte und Kultur der Region verwurzelt. Die geologischen Gegebenheiten des Tals boten ideale Bedingungen für die Lehmgewinnung, was zur Entstehung einer florierenden Ziegelindustrie führte. Diese Industrie prägte nicht nur die bauliche Landschaft, sondern auch das wirtschaftliche und soziale Gefüge der Region. Das heutige Erscheinungsbild des Tals ist jedoch maßgeblich das Resultat jahrzehntelanger Bemühungen um eine „Renaturierung“, die entlang des Dättnauer Bachs einen artenreichen Landschafts- und Lebensraum mit hohem Erholungswert für die Anwohner geschaffen hat. Diese Wertschätzung für Natur-und Landschaftsbild prägt den Entwurfsansatz für die Bebauung. 

Das etablierte Verständnis einer Gartenstadt ist durch niedrige, zu einer größeren Siedlungsfigur gefasste, kleinteilige Bebauungsstrukturen im Grünen geprägt. Angesichts aktueller ökologischer und gesellschaftlicher Herausforderungen ist eine Umdeutung dieses Bildes erforderlich. Eine Gartenstadt muss, um dem Eindruck einer grünen Siedlung zukünftig standhalten zu können, über die Erstellung naturnaher Wohnräume hinausgehen. Konsequentes Umsetzen von Prinzipien baulicher und sozialer Nachhaltigkeit, geringstmögliche Bodenversiegelung und Flächenverbrauch durch individuellen Flächenkonsum zugunsten nachbarschaftlich geteilter Freiräume, nachhaltige Energieproduktion und effiziente haustechnische Konzepte sowie die Bauwerkserstellung mit nachhaltigen Baustoffen sind entscheidende Faktoren eines suffizienten, naturnahen Lebensraums.

So soll durch das vorliegende Projekt eine Siedlung entstehen, die nicht nur durch ihre lokale Naturnähe, sondern auch durch ihre konsequente ökologische Bauweise und den Einsatz regionaler Baustoffe überzeugt. Gleichzeitig wird die renaturierte Auenlandschaft in die Frei- und Außenräume integriert. Materialität und Landschaftsgestaltung schaffen einen Dialog zwischen der historischen Identität und der zeitbewegten Entwicklung des Dättnauer Tals.

So wie die Landschaft rund um die ehemaligen Lehmgruben renaturiert wurde und heute ein artenreiches Naturschutzgebiet bildet, wird der prägende Baustoff Lehm neu interpretiert und zeitgenössisch sowie klimafreundlich eingesetzt. Das reichhaltige Potenzial der lokalen Bau- und Industriegeschichte wird durch die Wiederverwendung von Lehm aus lokalen Quellen sowie den Einsatz von wiederverwendeten Mauerklinkern und Lehmziegeln in eine postfossile Zukunft übersetzt. Die regionale Verbundenheit mit der handwerklichen Tradition und ihren Materialien bindet Vergangenes mit gegenwärtigen Herausforderungen auf stimmige Weise. Diese Materialien stärken den Genius Loci des Dättnauer Tals, indem sie die historische Identität und den charakteristischen Ortsbezug bewahren und weiterentwickeln. Zukünftige Bautätigkeit hat nicht nur den Anspruch, mit geringem CO2-Ausstoß zu bauen, sondern verfolgt vielmehr das Ziel, CO2-negativ zu sein – mehr CO2 einzufangen als zu emittieren.

Lehm und wiederverwendeter Klinker liefern mit ihrer unmittelbaren Verfügbarkeit einen zentralen, nachhaltigen und ökonomisch attraktiven Baustein für den Wandel einer vormals CO2-intensiven Industrie. Die Nutzung dieser Rohstoffe als Hauptbaumaterialien führt zu einer signifikanten Einsparung an grauer Energie, einem gesunden Raumklima und einer Reduzierung von CO2. Diese Fortschreibung der Baumaterialgeschichte ist somit nicht nur eine Antwort auf ökologische Herausforderungen, sondern auch ein Beitrag zur Bewahrung und Weiterentwicklung der kulturellen Identität dieser Region.

The landscape in the Dättnau valley is characterised by the traces of intensive reclamation and development of clay deposits for brick production.
The use of clay as a building material is deeply rooted in the history and culture of the region. The geological conditions of the valley offered ideal conditions for clay extraction, which led to the development of a flourishing brick industry. This industry not only characterised the architectural landscape, but also the economic and social fabric of the region. However, the appearance of the valley today is largely the result of decades of ‘renaturalisation’ efforts, which have created a species-rich landscape and habitat with high recreational value for local residents along the Dättnauer Bach stream. This appreciation of nature and the landscape characterises the design approach for the development.

The established understanding of a garden city is characterised by low, small-scale building structures in the countryside that form a larger settlement figure. In view of current ecological and social challenges, this image needs to be reinterpreted. In order to maintain the impression of a green settlement in the future, a garden city must go beyond the creation of natural living spaces. Consistent implementation of principles of structural and social sustainability, the lowest possible soil sealing and land consumption through individual land consumption in favour of neighbourhood-shared open spaces, sustainable energy production and efficient building technology concepts as well as the construction of buildings with sustainable building materials are decisive factors for a sufficient, natural living space.
The aim of this project is to create a housing estate that not only impresses with its local closeness to nature, but also with its consistent ecological construction methods and the use of regional building materials. At the same time, the renaturalised floodplain landscape will be integrated into the open and outdoor spaces. The materials and landscape design create a dialogue between the historical identity and the development of the Dättnau valley over time.

Just as the landscape around the former clay pits has been renaturalised and now forms a species-rich nature reserve, the characteristic building material clay is being reinterpreted and used in a contemporary and climate-friendly way. The rich potential of the local building and industrial history is translated into a post-fossil future through the reuse of clay from local sources and the use of recycled bricks and clay bricks. The regional connection with traditional craftsmanship and its materials harmoniously links the past with current challenges. These materials strengthen the genius loci of the Dättnau valley by preserving and further developing the historical identity and the characteristic local reference. Future construction activity not only aims to build with low CO2 emissions, but also to be CO2-negative – to capture more CO2 than it emits.

With their immediate availability, clay and reused brick provide a central, sustainable and economically attractive building block for the transformation of a previously CO2-intensive industry. The use of these raw materials as the main building materials leads to significant savings in grey energy, a healthy indoor climate and a reduction in CO2. This continuation of the history of building materials is therefore not only a response to ecological challenges, but also a contribution to the preservation and further development of the cultural identity of this region.